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Hier der link zur Fotogallerie:

Kirche St. Blasius

 

1. Die erste Körbecker Kirche

Die erste Körbecker Kirche muss sehr alt gewesen sein. Sie war höchstwahrscheinlich auch dem hl. Blasius geweiht. Man muss sich darunter wohl mehr eine Kapelle als eine Kirche vorstellen, zumal in Lütkenbühne zwischen Körbecke und Bühne auch eine Kirche gestanden haben soll, ebenso in Ermmerke und Dinkelburg. Urkundlich bezeugt ist nur, dass sie zusammengestürzt sein soll. So berichtet ein Schreiben, das man im Turmkopf der darauffolgenden Kirche gefunden hat.

 

2. Die zweite Körbecker Kirche

Die zweite Körbecker Kirche wurde im Jahre 1663 erbaut, der Turm im Jahre 1665. Der Innenraum wies eine Länge von 18,40 m und eine Breite von 8,07 m aus, die Höhe bis zur flachen Balkendecke betrug 6,16 m. Sie lag zwei Meter tiefer als die jetzige Kirche. Zu dem Neubau 1663 hätten der damalige Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg 400 Taler und ein Einwohner mit Namen Heckei 100 Taler gestiftet. Zum Dank dafür hat man das Bild des Fürstbischofs gleich in drei Reliefs in die Mauern der Kirche eingelassen. Das Bauholz sei kostenlos aus dem Forst Eichenhagen bei Bühne aus dem Besitz derer von Spiegel zur Verfügung gestellt worden. Abschließend wird hinzugefügt, man habe sich weh getan für die Nachkommen und das Register zeige noch 600 Taler. Hiermit sind wahrscheinlich die verbliebenen Restschulden gemeint. Zum besseren Verständnis sei darauf hingewiesen, dass der Kirchenbau 15 Jahre nach Beendigung des 30jährigen Krieges erfolgte, zu einer Zeit also, zu der sich die Gemeinde keinesfalls von den Plünderungen und Verwüstungen dieses Krieges erholt hatte. Die Weihe der Kirche zu Ehren des heiligen Blasius nahm Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg am 19. Oktober 1664 vor. Das Buch „Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen”, 44. Band, beschreibt die Kirche wie folgt: eine einschiffige flachgedeckte Kirche mit Westturm. An der Nordseite lag eine kleine, gewölbte Sakristei und im Westen der Turm mit achtseitig beschiefertem Helm, am östlichen Abschluss der Kirche ein zweistufiger Holzfachwerkgiebel mit Inschrift und Schnitzereien. Der Turmraum war mit dem Schiff durch eine spitzbogige Öffnung verbunden. Die Fenster am Schiff waren stumpf-spitzbogig, einteilig, von verschiedenen Größen. Das Fenster an der Ostseite war vermauert und durch zwei kleine Rundfenster ersetzt. Die Schallöffnungen des Turmes bildeten an jeder Seite zwei spitzbogige gekuppelte Fenster. Eingänge an der Südseite des Schiffes stumpf-spitzbogig, an der Westseite des Turmes in Stichbogen geschlossen. Über dem letzteren ein Steinwappen Ferdinands von Fürstenberg und im Mauereisenanker „AO 1665“. Zwei weitere Wappen Ferdinands von Fürstenberg mit der Jahreszahl 1663 an der Nord- und Südseite des Schiffes. Sie wurden über dem Westportal der neuen jetzigen Kirche wieder eingebaut. Diese Kirche war zu klein geworden, und man baute neben ihr die neue jetzige Kirche 1900-1902. Erst als diese Kirche fertiggestellt war und bezogen werden konnte, hat man die alte abgerissen. Am 5. Mai 1902 entfernte Pfr. Heinrich Rath das Reliquienkästchen aus dem Altar der alten Kirche und gab sie für den Abriss frei. Der Hochaltar der alten Kirche war von Holz, barock, um 1665. Zwei Figuren aus der alten Kirche, die des hl. Blasius und die des hl. Liborius, werden im Diözesanmuseum aufbewahrt.

 

3. Die jetzige neugotische Kirche

Die jetzige neugotische Kirche von Körbecke wurde am 21. Juli 1902 […] von Bischof Wilhelm Schneider von Paderborn eingeweiht. Man war mit der alten Körbecker Kirche aus dem Jahre 1663 nicht mehr zufrieden, weil sie zu klein und auch renovierungsbedürftig war.

[…]

Einstimmig beschloss man im Gemeinderat, eine neue Kirche zu bauen neben der alten. Den Auftrag zur Planung erhielt der Architekt Lambert von Fisenne aus Gelsenkirchen, und als Bauunternehmer verpflichtete man Fr. Plassmann aus Herzfeld bei Soest. Im Juli 1899 gab die kirchliche Behörde von Paderborn die Erlaubnis, nach den Plänen von Fisenne in Körbecke eine neue Pfarrkirche zu errichten. Das Amt von Borgentreich gab im Oktober 1899 seine Zustimmung. Am 6. Mai 1900 konnte der Dechant von Warburg den Grundstein für die neue Körbecker Kirche legen, und nach zwei Jahren Bauzeit zog man im März 1902 aus der alten Kirche in die neue um. Mit Erlaubnis des Paderborner Bischofs segnete der neue Pfarrer von Körbecke, Heinrich Rath, die neue Kirche ein und ließ die alte Kirche abreißen. Am 21. Juli 1902 wurde dann die feierliche Einweihung der Kirche vorgenommen durch Bischof Wilhelm Schneider von Paderborn. So einfach, wie diese kurze Schilderung es darstellt, war der Neubau der Körbecker Kirche jedoch nicht. Der Gemeindevorsteher Karl Bremer hatte große Schwierigkeiten, seine Idee von einer besonders schönen Kirche nach den Plänen des Gelsenkirchener Architekten durchzusetzen. Man wollte mit Hilfe eines Paderborner Architekten und mit Hilfe eines Körbecker Bauunternehmers eine kleinere Kirche mit einem niedrigeren Turm errichten nach dem allgemeinen Muster, wie es in vielen Dörfern zu sehen war. Man stellte die Pläne des Architekten als unmöglich dar und unterstellte dem Gemeindevorsteher Karl Bremer puren Ehrgeiz. Pfarrer Friedrich Hartmann, der schon seit 1871 in Körbecke war und 1900 seinen 75. Geburtstag feierte, durchschaute offenbar die Machenschaften und hielt sich aus dem Streit heraus. Er wird in den vielen Briefen, die hin und her gingen, kaum erwähnt, obwohl er in der Kirchbau-Kommission war und einige tausend Mark an Spenden für den Neubau der Kirche besorgt hatte. Gemeindevorsteher Karl Bremer konnte die Einwände seiner Gegner mit stichhaltigen Argumenten widerlegen und bekam auch keine Zweifel an der Richtigkeit seiner Idee, als die bischöfliche Behörde ihm signalisierte, dass er den Plan von Fisenne fallen lassen sollte. Es ist bekannt, dass Architekt Fisenne besonders gut widerstrebende Meinungen auf einen Nenner zu bringen wusste. In einem aufschlussreichen Brief schildert Fisenne seinen Plan für die neue Körbecker Kirche. Er schreibt: Die eine Sakristei soll als Paramentenkammer und die andere als eigentliche Sakristei dienen. Die Taufkapelle ist seitlich im Turm angeordnet. Beim Turmportal, welches nur bei Prozessionen und ungewöhnlich starkem Kirchenbesuch benutzt wird, wäre ein Windfang entbehrlich. Die Gemeinde zählte 925 Seelen, wozu noch ungefähr 25 Kirchenbesucher von Nachbarorten kommen. Der Laienraum misst ohne Turm und Orgelbühne 390 Quadratmeter. Das genügt für 975 Personen. Da keine erhebliche Zunahme der Bevölkerung zu erwarten ist, wird den kirchlichen Bedürfnissen auf unabsehbare Zeit Rechnung getragen. Als Material zu den Mauern wird Bruchstein der dortigen Gegend mit einer Verblendung von Ringofensteinen zur Verwendung kommen. Der Fußboden der ganzen Kirche wird mit einer Ziegelflachschicht belegt, auf welcher in den Gängen Plattenbelag, unter den Bänken aber Holzfußboden kommt. Zu den Hausteinen wird Wrexener Sandstein verwendet. Die Decke wird aus Kreuzgewölben zwischen Sandsteinrippen gebildet. Die Dächer und der Turmhelm werden aus Tannenholz konstruiert und mit Schiefer auf Schalung und Dachpappenunterlage hergestellt. Gegen aufsteigende Feuchtigkeit werden die Mauern durch Asphaltabdeckung geschützt. Die Baukosten sollen sich nach Kostenanschlag auf 83 500 Mark belaufen. Es mag hier gleich erwähnt sein, dass die bestehende Kirche absolut keinen Kunstwert besitzt. Der Turm ist im Anfang des 17. Jahrhunderts gebaut und hat keinerlei charakteristische Kunstformen. Die Kirche selbst ist ein form- und stilloser Bau des vorigen Jahrhunderts. Die Kirche kann also unbedenklich abgebrochen werden. Soweit der Architekt Fisenne. Nach diesem Plan wurde die Kirche dann auch wirklich gebaut. In der behördlichen Baugenehmigung schloss sich das Amt Borgentreich der Meinung des Architekten Fisenne an. Als Auflage machte man jedoch, dass die drei Reliefs über den drei Eingängen der alten Kirche auch bei der neuen einen Platz fänden, und dass die aus dem Jahre 1486 stammende Glocke in die neue Kirche übernommen werden müsse. Dies geschah auch. Die drei Wappen des Bischofs Ferdinand von Fürstenberg sind in der jetzigen Kirche über dem Hauptportal angebracht. Die Glocke aus dem Jahre 1486 hängt heute über den vier anderen Glocken und kann vorläufig nicht geläutet werden, weil sie gesprungen ist. Vielleicht wird sie bei der nächsten großen Renovierung repariert. In der früheren Taufkapelle steht heute die Statue der Schmerzhaften Mutter Gottes, wie sie in der Kriegerdenkmal-Kapelle am Heiberg zu sehen ist. Daneben sind die Tafeln mit den Namen der Gefallenen. Auch der Turmbereich hat 1979 einen Windfang erhalten, und zwar durchsichtige Glastüren wie die beiden anderen Ausgänge auch. Die Pfarrei Körbecke hat heute nicht mehr 925, sondern nur noch 675 Katholiken. Dazu wohnen in Körbecke noch 60 Andersgläubige. Die Bruchsteine für den Kirchenbau wurden aus einem Steinbruch aus Liebenau geholt. Dieser Kalkstein harmoniert gut mit dem kalkhaltigen Tudorfer Pflaster, das vor der Kirche verlegt wurde. Wenn man nicht recht hinschaut, fällt gar nicht auf, dass die Mauerecken alle aus Wrexener Sandstein hergestellt sind. So gut harmoniert der Bruchstein aus Liebenau mit dem Wrexener Sandstein. Der Fußboden wurde 1979 aus der ganzen Kirche herausgerissen, weil man eine Fußbodenheizung verlegen wollte. Über der Fußbodenheizung sind jetzt in der ganzen Kirche Platten aus Harzer Dolomit. Der Turmhelm der Kirche bekam schon unter Pfarrer Albert Brandt im Jahre 1964 Kupferblech anstelle der Schieferplatten. Der Kirchenbau kostete schließlich doch 122172 Mark, weil neben den Baukosten noch viele Nebenkosten entstanden. Für die Inneneinrichtung gab man 10172 Mark aus. Für die Erweiterung des Bauplatzes zahlte man 11370 Mark. In einem Zeitungsartikel der Westfalen-Zeitung vom 12. September 1952 heißt es: „Sollte der Bau nicht ein dauernder Vorwurf gegen die gegenwärtige Generation werden, so war es unabweisbar, den Kirchplatz durch Erwerbung von sechs kleineren Grundstücken zu vergrößern und bis an den vorbeiführenden Straßenzug freizulegen. Früher standen auf diesen Grundstücken sechs Wohnhäuser. Nach einem Brand im Jahre 1868 blieben zwei Grundstücke und nach einem weiteren Brand im Jahre 1895 zwei weitere Grundstücke unbebaut. Somit handelte es sich um die Erwerbung von zwei Wohnhäusern und vier Plätzen früherer Wohnhäuser. Da die Häuser ihre Hinterfronten mit Ställen in geringem Abstande der Kirche zukehrten, war deren Beseitigung zur Schaffung eines würdigen, uneingeschränkten Kirchplatzes unerlässlich.“

Durch den Ankauf wurde der Platz bis an den südlich und westlich vorbeiführenden Straßenzug freigelegt. Nördlich der jetzigen Kirche wurde der Kirchplatz dadurch erweitert, dass die alte Kirche abgerissen wurde, nachdem die neue fertiggestellt worden war. Man sagt, dass an der Stelle, wo früher der Altar der alten Kirche gestanden hat, heute das Missionskreuz stände. Dem Architekten wurden die verschiedensten Fehler vorgeworfen. Einige sagten, es wäre unmöglich, dass man den Kirchturm viereckig beginne und achteckig weiterführe. Doch auch die Türme des Kölner Domes, der 1880 fertiggestellt wurde, beginnen viereckig und werden achteckig fortgesetzt. Für einige war die geplante Körbecker Kirche zu klein und für andere zu groß. Architekt und Gemeindevorsteher Bremer hatten einen schweren Stand. Im Widerstreit der Meinungen erwirkte sich Gemeindevorsteher Bremer die kirchliche Erlaubnis zum Baubeginn besonders dadurch, dass er schrieb, die

Art des Baues müsse doch hauptsächlich der bestimmen, der das Geld für den Bau gibt, nämlich die politische Gemeinde und nicht die Kirchengemeinde. Für unsere Ohren klingt das eigenartig, dass die politische Gemeinde eine schöne große Kirche bauen und die Kirchengemeinde sie daran hindern will, allzu viel Geld für den Kirchenbau auszugeben. Aber diese Situation muss man aus der damaligen Zeit verstehen. Auch der Kölner Dom wurde nicht von kirchlichen Organen, sondern von weltlichen Organen vollendet. Bei der 100-Jahr-Feier zur Domvollendung wurde festgestellt: „Niemand bestreitet, dass der Kölner Dom geschichtlich wie künstlerisch zu den hervorragenden Baudenkmälern der Welt gehört. Doch ist der Hintergrund der Feier das ,Preußenfest’ vom 15. Oktober 1880, das inmitten des Kulturkampfes von Kaiser Wilhelm I. angeordnet und unter Ausschluss der an sich doch zuerst betroffenen kirchlichen Stellen durchgeführt wurde. Der damalige Kölner Erzbischof Paulus Melchers war durch ein staatliches Gericht für abgesetzt erklärt worden und lebte in den Niederlanden im Exil, um sich erneuter Verhaftung und Einkerkerung zu entziehen. Die neueste Untersuchung der Feiern von 1880 kommt zu dem Ergebnis: Das Domfest war eine Fortsetzung des Kulturkampfes mit anderen Mitteln. Der angesehene Kölner Zentrumspolitiker Julius Bachem hatte den Katholiken Kölns würdige Zurückhaltung gegenüber dem Fest empfohlen, was zur Folge hatte, dass der Klerus und die Spitzenvertreter des rheinischen Katholizismus dem Fest fernblieben.” Mit der Grundsteinlegung am 6. Mai 1900 begannen also in Körbecke die Arbeiten. Der berühmte Grundstein ist der Stein gewesen, den man heute noch in der Außenmauer des Chores sehen kann und der die eingemeißelte Jahreszahl 1900 trägt. Gott sei Dank ist bei dem Bauen kein Unfall passiert. Bevor der Architekt Fisenne nach Körbecke kam, hatte er die Kirchen in Welver-Scheidingen und in Altenbeken-Schwaney gebaut. Aus Schwaney brachte er den Polier Josef Striewe mit, der sich in ein Körbecker Mädchen verliebte und sie heiratete. Eine gewisse Diskussion entfachten auch die Türbeschläge. Die reichlich verzierten Beschläge an den Türen sind nicht nur eine Zierde, sondern eine ganz praktische Sache. Sie geben den Türen eine Festigkeit, die sie brauchen. Beim Weglassen der verzierten Beschläge müsste der Schreiner die Türen ganz anders konstruieren, was nicht billiger wäre. So schreibt Fisenne. Statt drei Beschläge hat er an jeder Tür nur zwei Beschläge anbringen lassen. Das hatte die Kritiker auch gestört. Doch heutzutage sind all diese Kritiker verstummt, und man findet nur lobende Worte über unsere Kirche. Die Glasfenster stammen aus der Glasmalerei Gassen & Blaschke, Düsseldorf. Das mittlere Chorfenster ist dem Kirchenpatron, dem hl. Blasius, geweiht. Es stellt ihn als Bischof dar mit zwei überkreuzten Kerzen in der Hand vor einem Jungen mit seiner Mutter. Ein Diener hält den Bischofsstab. Diese Darstellung spielt auf das Ereignis an, das den hl. Blasius weltweit bekannt gemacht hat. Er soll nämlich einen Jungen, der eine Gräte verschluckt hatte, vor dem Erstickungstod bewahrt haben mit der Hilfe Gottes. In deutschen Buchstaben steht unter diesem Fenster: „Hl. Blasius, beschütze die Kirche — du wunderbarer Nothelfer — bitte für uns.” Links davon ist die Auferstehungsszene dargestellt, und darunter steht geschrieben: „Sein Grab wird glorreich sein. Is.11,10.” Rechts ist die Himmelfahrtsszene, und darunter steht geschrieben: „Ich gehe zu dem, der mich gesandt hat. Jo. 16,5.” Wahrscheinlich hat derselbe Glasmaler auch das runde Fenster über der Orgel gemacht mit der Darstellung der hl. Cäcilia, der Patronin der Organisten und Sänger.

[Quelle: Gerhard Cicholas – St. Blasius Körbecke – Aus der Geschichte der Pfarrkirche und der Gemeinde]

 

 

 

 

 

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